Lake reiht sich in die Frontrow des Zürcher Seebeckens ein und strahlt Exklusivität aus. Architekt Detlef Schulz erklärt die Bedeutung des Erscheinungsbildes und lädt ein, hinter die Fassade zu blicken. Ein Gespräch über Eigenständigkeit und Verbundenheit, Materialien und Technologie.
Detlef Schulz, Sie sind der leitende Architekt des Projekts Lake – was war die Vision?
Lake befindet sich an vorderster Front im Zürcher Seebecken. Es reiht sich ein in die Folge ehrwürdiger, mehrheitlich neoklassizistischer Versicherungsbauten. Seeseitig zeigt sich eine grosse Terrasse mit Schatten spendender Begrünung. An den drei anderen Seiten wird der Business Campus mit Vorgärten aus Hecken und Bäumen eingefasst. Städtebaulich und landschaftsarchitektonisch mit der Umgebung verbunden und doch auf sich bezogen, soll Lake einen attraktiven Ort inmitten des noblen Enge-Quartiers darstellen.
Welche architektonischen Elemente und Designentscheidungen machen Lake exklusiv?
Die unverwechselbare Erscheinung des Gebäudes wird primär über die asymmetrische H-Form mit unterschiedlich ausgeprägten Seitenflügeln bestimmt. Diese spezifische Volumenform erinnert an das ursprüngliche Mythenschloss, welches als mondänes Wohngebäude an dieser Stelle stand. Mit der bewussten Abwicklung der Aussenfassaden und der vollkommenen Absenz eines Innenhofes wird erreicht, dass die Büroflächen, welche direkt an der Aussenfassade liegen, von optimalen Licht- und Aussichtsqualitäten profitieren. Bei einem Open-Space-Konzept haben demnach alle Arbeitsplätze in mindestens zwei Richtungen Sicht nach aussen. In zweiter Linie sind es die grosszügig proportionierten Fassadenteilungen, die sorgfältig ausformulierten Fügungen der Elemente, die verwendeten Materialien, Farben und verschiedenen Oberflächenqualitäten, welche in feiner Abstimmung zueinander den exklusiven Ausdruck des Gebäudes ausmachen.
Detlef Schulz Architekt
Lake erstrahlt in Rot – welcher Gedanke steckt dahinter?
Mit der Farbe Rot wird Lake auf drei Ebenen in den näheren und weiteren Kontext eingebunden. Übergeordnet verbindet sich das Gebäude über die rote Erscheinung typologisch mit den ersten reinen Bürogebäuden der Neuzeit aus dem späten 19. Jahrhundert in Chicago, welche in Stahl konstruiert und mit Terracotta in Erdfarben verkleidet wurden. Auf einer zweiten Betrachtungsebene ist es die farbliche Nähe zur Roten Fabrik, zum Roten Schloss und auch zum Erweiterungsbau des Opernhauses auf der anderen Seeseite, welche Lake in der Zürcher Seefront verankert. Letztlich ist das Rot auch eine Antwort auf das grünlich schimmernde Nachbargebäude der Swiss Re Next und das mächtige ziegelrote Dach des Swiss-Re-Altbaus. Womit alle drei Gebäude der Swiss Re in farblicher Abstimmung zueinander als Ensemble in Erscheinung treten, ohne ihre Eigenständigkeiten zu verlieren.
Es handelt sich beim Rot jedoch nicht um eine Farbe oder ein Pigment …
Genau, das Gebäude ist nicht mit einer Lasur oder einem Anstrich versehen, sondern es sind die Materialien und Zuschlagstoffe selbst, die Teil der Betonmischung sind und über eine leichte Auswaschung der Oberflächen in Erscheinung treten. Diese verleihen dem Gebäude seine unverwechselbare, je nach Tageslicht tiefrot bis warm leuchtende erdige Farbstimmung.
Können Sie uns einen Einblick in die innovativen Technologien geben, die in diesem Gebäude zum Einsatz kommen?
Der hohe Grundwasserdruck erfordert eine massive, schwere Gebäudestruktur. Die angewendete Klimatechnik macht sich diese hohe innere Masse zu Nutze, indem über die massiven Betondecken und -kerne eine maximale Stabilität des inneren Klimas erreicht werden kann. Ohne dass die angestrebte Temperatur und Luftfeuchtigkeit über entsprechend vorkonditionierte grosse Luftmengen erreicht und stabilisiert werden muss. Was einen wesentlich höheren Platzbedarf in den Zentralen und Schächten und mehr Stromverbrauch zur Folge hätte. Man kann also mit anderen Worten sagen, dass die «innovative Technologie» in Lake mit dem Aktivieren der bereits vorhandenen Gebäudemasse der Philosophie des «Lowtech» entspricht und damit aufwändige und letztlich weniger nachhaltige «Hightech-Lösungen» obsolet macht.